Der marokkanische König will einen Teil seiner Macht abgeben und die Proteste für mehr Demokratie durch eine neue Verfassungsreform eindämmen. Nach langem Zögern hat König Mohammed VI. nun Konsequenzen aus den ständigen Unruhen in Marokko sowie ganz Nordafrika gezogen. Das marokkanische Volk wird bereits am 1. Juli für die Abstimmung einer neuen Verfassungsreform aufgerufen, welche die Machtbefugnisse des Königs um einiges einschränken können. Die Reform beinhaltet mehrere Veränderungen, wie beispielsweise die Trennung der Justiz von der Exekutiven. Daneben muss der König in Zukunft nach den Parlamentswahlen den Premierminister aus der stärksten Fraktion des Parlaments ernennen. In der Vergangenheit wurde es in dem nordafrikanischen Land so gehandhabt, dass der König den Regierungschef selbst entlassen oder ernennen durfte. Der Premierminister hat künftig auch wesentlich mehr Mitspracherecht und seine Minister erhalten mehr Befugnisse als zuvor. Allerdings will Mohammed VI. nicht leer ausgehen und zahlreiche Schlüsselkompetenzen behalten. Laut der neuen Verfassungsreform gilt er demnach weiterhin als Führer der Muslime in Marokko und ist unantastbar. Unter den Kompetenzen des Monarchen wird neben der Justiz auch die Sicherheitspolizei bleiben, die einem vom Monarchen geführten Rat unterstellt ist. Diesem gehören die Präsidenten des Obersten Gerichtshofes sowie der zwei Parlamentskammern an. Das Parlament kann vom König weiterhin aufgelöst werden, wenn dies zuvor mit dem Verfassungsgericht abgesprochen wird. Die Parteien sowie Gewerkschaften und andere Gruppierungen haben einen Ausschuss benannt, der die Verfassungsreform ausgearbeitet hat, nachdem die Proteste immer gewalttätiger wurden. Die Opposition kritisierte den Entwurf jedoch, da dieser nicht dem Bestreben nach einer Gewaltenteilung entspreche.